Esterházy-kastély
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Glanzzeit von Eszterháza 1762-1790

Eszterháza. Allein der Ruf genügte schon, damit sich ein Reisender im 18. Jahrhundert auf den Weg macht, die österreichische Kaiserstadt hinter sich lässt und die 22 französischen Meilen bis zum Gut der Esterházy Fürsten hinterlegt. Fürst Nikolaus Esterházy hatte auf dem Weg nach Wien drei Relais im Betrieb, und überdies stationierte er je einen Husarenboten auf den vier Poststationen entlang der Landstraße – auf diese Weise bedurfte es nicht mehr als sechs Stunden, um die jüngsten Nachrichten aus Europa erhalten zu können. Der Fürst überwältigte die Entfernung auch auf eine andere Art: er erhob sein ehemaliges Jagdschloss in Süttör zu der Hochburg des Kultur- und Kunstlebens des damaligen Europas. Wie wurde aus der Behausung von Diana der Sitz von Apoll und der Musen?

Die Umbau- und Erweiterungsarbeiten des Schlosses sind Nikolaus Esterházy zu verdanken, der durch den plötzlichen Tod seines Bruders von dem Rang des Grafen in den Stuhl des Fürsten erhoben, und der Herr über das riesige Landgut der Esterházys wurde. Der Fürst erteilte noch in demselben Jahr den Auftrag zur Erstellung des Umbauplanes des Schlosses. Die Bauarbeiten gingen bald los. Neben dem Umbau und der Erweiterung des Hauptgebäudes wurde auch der Park neu angelegt. Abschließend wurden noch zwei prächtige Kaskaden am Rande des Lustwaldes errichtet.

Das Jahreseinkommen des Fürsten samt der Ausstattung und dem täglichen Leben in Eszterháza hielt die Wette mit den Fürstenhöfen der Zeit. Die Gebäude, die Einrichtung, die Kunstschätze, die Bibliothek, die Schauplätze der Konzerte und Belustigungen, die Theater, der Garten und der Wald sämtlich sind sie je ein Stückchen des vom Fürsten gestalteten Bildes. Esterházy, der Politiker und Staatsmann, erschien durch dieses Bild vor den Zeitgenossen als gebildeter Großherr, freigiebiger Mäzen, Kunstkenner und Künstler. Sein zur Wirklichkeit gewordener Wille spiegelt sich auch in seinem von den Zeitgenossen gebrauchten Beinamen wider: Nikolaus „der Prachtliebende“.

Ging der Reisende am Quartier der fürstlichen Leibgarde, am Grenadierhaus vorbei, tat sich vor seinen Augen die Ansicht eines der Prachtwerke der europäischen Schmiedeeisenkunst auf: das Tor von Eszterháza. In der Umarmung der Halbkreisbögen der beiden Gebäudeflügel erblickte er das imposante Hauptgebäude. Vor dem Hauptgebäude stieg eine Treppe mit Putten geschmückt, die zweiarmige vergoldete Lampen halten, und führte zu den Sälen im ersten Stock. Zwischen den beiden Armen der Treppe betritt er den Sala Terrena im Erdgeschoss, als würde er in der Natur seinen Weg fortsetzen. Der Saal mit acht viereckigen Säulen gegliedert, erinnert an wilde Felsengrotten, er öffnete die gebaute Welt auf die Natur und die Natur auf die gebaute Umgebung, und verband die Welt des Ehrenhofes mit der des Parks. Auf dem Deckenfresko des in weiß- goldener Pracht glänzenden Paradesaals lenkte Apoll seinen Sonnenwagen am Himmelsgewölbe, und die Wände waren mit Bildern geschmückt, die Szenen aus der griechischen Mythologie darstellten.

Von dem Fenster des Paradesaales aus konnte sich der Reisende am Park ergötzen. Mit seinen Augen verfolgte er die Schneise, und sein Blick erholte sich an den griechischen Göttern geweihten Tempeln, an den Behausungen der Musen, am Marionettentheater und dem gegenüber am Gebäude des Opernhauses. Das Opernhaus galt als eine der Perlen der prunkhaften fürstlichen Hofhaltung, dessen sich der Fürst europaweit rühmen konnte, sogar von dem vornehmen Publikum der Wienermusikkenner, an der Spitze mit dem Hof der Habsburger und mit der Kaiserin, Maria Theresia selbst. Ein oft und von vielen zitierter Satz der Lobredner von Eszterháza sind die berühmt gewordenen Worte der Kaiserin: „ Wenn ich eine gute Oper hören will, muss ich nach Eszterháza’“

Über das Gebäude, die Operntruppe und die ausgezeichneten Stücke hinaus war die Garantie der guten Oper vor allem der an der Spitze der Kapelle stehende Dirigent, Joseph Haydn. Der angehende Musiker trat mit 29 Jahren in den Dienst der Esterházy Fürsten: am fürstlichen Hof  waren Kammermusik, alle Arten der „weltlichen“ Musik der Zuständigkeit von Haydn unterstellt. Außerhalb der Aufgaben in Eisenstadt spielte Haydn und seine Kapelle immer häufiger in Eszterháza, und nach der Errichtung des Opernhauses wurde es ganz zum Mittelpunkt des Musiklebens. Wenn der Besucher also eine gute Oper sehen wollte, konnte er im Opernhaus einkehren, wo mehrmals in der Woche Aufführungen stattfanden, die aus der Großzügigkeit des Prinzen jeder frei unentgeltlich beiwohnen durfte.

Das Gebäude, das im Leben von Eszterháza eine hervorgehobene Rolle spielte, wurde 1768 eröffnet, und sicherte endlich einen würdigen Platz für das Schauspiel und die Oper am Hofe des Fürsten. Neben den von ihm heiß geliebten, vor allem für sein Instrument, den Baryton komponierten Kammerstücken, schwärmte der Fürst für die Oper, besonders viel Freude hatte er an der italienischen komischen Oper. Im Laufe der 70-er Jahre des 18. Jahrhunderts wurde der Schwerpunkt im höfischen Musikleben von der Gattung der Symphonie Schritt für Schritt auf die Oper verlagert. Den richtigen Hochgenuss stellten die Opern von Haydn dar. Selbstverständlich wurde das Gebäude der Oper auch mit der Musik von Haydn, mit der Oper Lo speziale eingeweiht. Der hochgeschätzte Hofkomponist des Fürsten Nikolaus erwarb sich im Laufe der Jahre europäischen Rang. Im September 1773 stattete Maria Theresia einen Besuch in Eszterháza ab. Es versteht sich von selbst, dass zu Ehren des kaiserlichen Gastes Haydns Musik ertönen musste: das bot Haydn Gelegenheit, seine italienischsprachige Oper L’infedelta delusa und im Marionettentheater sein deutschsprachiges Stück Philemon und Baucis auf die Bühne des Opernhauses zu bringen.

Die hochherrschaftlichen Besucher von Eszterháza, zu deren Ehre immer wieder neue Opern erklangen, nahmen den Ruf der fürstlichen Bewirtung und der Musik von Haydn mit nach Europa. Im Dezember 1779 wurde das Operngebäude eben durch die Vorbereitungen zu einen grandiosen Hochzeitsfest zerstört: Feuer brach aus und es verbreitete sich auf die Oper, die bis zu den Grundmauern abbrannte. Der Fürst sorgte sofort für den Wiederaufbau: kaum vergingen zwei Jahre, als das zweite, geräumigere Opernhaus auf der westlichen Seite des prächtigen Barockgartens schon stand. Wer das Gebäude betrat, wurde von den Farben und edlen Proportionen überwältigt. Die Wände waren durch marmorierte, am Sockel vergoldete Säulen gegliedert. Spiegel zwischen den Säulen vervielfachten den Raum und strahlten das flackernde Kerzenlicht der Armleuchter zurück. Das Deckenfresko stellte eine Szene aus der griechischen Mythologie dar.

Der Bühnenraum wurde durch gemalte, perspektivische Kulissen gegliedert, die auf der hinteren Seite der Bühne mit einem Hintergrundvorhang abgeschlossen wurden, der je nach dem Bühnenbild mit seiner perspektivischen Wirkung die Tiefe der Bühne erweiterte.

Aufgrund zeitgenössischer Beschreibungen lässt sich rekonstruieren, dass das Theater durch seine Hebe- und Senkvorrichtungen geeignet war, die so beliebten Effekte der Barockzeit zu verwirklichen, wie die plötzliche Erscheinung mancher Darsteller, wie sie aus dem Himmel oder eben aus dem Nichts „herabsinken“, oder wie sie aus der Tiefe der Erde emporsteigen. Die Erscheinung von Göttern und Heroen, oder die Darstellung des Sturms wurde in der damaligen Bühnentechnik mit Licht- und Klangeffekten begleitet. Für die Beleuchtung des Bühnenhauses, die für unsere Augen von heute schwach vorkommt, wurden Kerzen und Lichte verwendet, deren Lichtstrahlen mit Spiegeln und widerspiegelnden Oberflächen vervielfacht und reflektiert wurden. Bedenke man, wie stark diese Lichteffekte für den Menschen des Barock gewesen sein müssen, der ohne Straßenbeleuchtung und wegen des Standes der damaligen Beleuchtungstechnik noch wusste, was die vollkommene Finsternis bedeutet, als die Nacht nur von den Sternen und vom Mondschein erhellt war.

Der Fürst nahm der Bühnen- und Kostümbildner, Pietro Travaglia aus einem der größten Theaterzentren der Zeit, aus Mailand in seinen Dienst. In der Person von Nikolaus Esterházy dem Prachtliebenden fand Travaglia einen bedeutenden Patron: wie schon vorhin erwähnt, war er nicht nur ein einflussreicher, kunstliebender Großherr mit starkem wirtschaftlichen Hintergrund, sondern selbst ein Künstler. All das, was er Travaglia anbot, war genug, damit er das sich zu einem Zentrum der Theaterkunst entwickelnden Norditalien und Mailand verlässt, und in die Peripherie und in die Provinz, in eine kleine Siedlung in Ungarn zieht.

Von den Kostüm- und Bühnenbildentwürfen von Travaglia sind einige überliefert worden. Die Bühnenbildentwürfe, unter ihnen das Bühnenbild zu der Oper von Haydn, Orlando Paladino, sind im Skizzenbuch von Travaglia erhalten geblieben.

Mit dem Tod des Schöpfers verlor sich das Feenreich eines der letzten ungarischen Großherrn und Mäzen der Barock, des Fürsten Nikolaus Esterházy im Nebel der Vergangenheit, die Familie zog nach Eisenstadt und das prächtige Schloss in Eszterháza wurde fast nur zu Jagdgelegenheiten benutzt. Haydn, die Musiker und die Truppe verließen das Schloss, auf der Bühne der Oper erloschen die Lichter.

„ Der Herr, das Schloss, das Theater, der Wald sind an diesem schönen Orte alle gefällig und lehrreich zugleich“ – wie ein Reisender im 18. Jahrhundert schrieb.

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